Aktivistinnen im Evin-Gefängnis protestieren mit Hungerstreiks
In den letzten Wochen haben mehrere politische Gefangene und Bürgerrechtsaktivistinnen im Evin-Gefängnis einen Hungerstreik begonnen, um gegen ihre Misshandlung zu protestieren.
Diese Personen, von denen viele wegen ihrer Aktivität verurteilt wurden, äußern ernsthafte Bedenken hinsichtlich der Bedingungen ihrer Inhaftierung, der Verweigerung grundlegender Rechte und des fehlenden Zugangs zu medizinischer Versorgung und Familienbesuchen. Drei prominente Fälle betreffen Sarvnaz Ahmadi, Parivash Moslemi und Houra Nikbakht, die alle eine bessere Behandlung und die Erfüllung ihrer gesetzlichen Rechte als Gefangene fordern.
Sarvnaz Ahmadis Hungerstreik für medizinischen Urlaub
Sarvnaz Ahmadi, eine Kinderrechtsaktivistin, begann am 7. September 2024 einen Hungerstreik, nachdem iranische Regierungsbeamte wiederholt ihre Bitte um medizinischen Urlaub abgelehnt hatten.
Sarvnaz Ahmadi, die eine Haftstrafe im Evin-Gefängnis in Teheran verbüßt, leidet an neurologischen und psychologischen Erkrankungen. Trotz medizinischer Empfehlungen ihrer Ärzte, die auf die Notwendigkeit externer medizinischer Versorgung hingewiesen haben, haben die Gefängnisbehörden ihre Freilassung zur Behandlung verweigert. Aus Protest hat Ahmadi ihre Medikamente abgesetzt, was ihren Zustand weiter verschlechtert hat.
Ahmadis Familie hat Besorgnis über ihren sich verschlechternden Gesundheitszustand geäußert und darauf hingewiesen, dass sie zuvor im Gefängnis eine Panikattacke erlitten habe, die zu einem Krankenhausaufenthalt geführt habe. Die Ärzte vermuteten, dass ihr Zustand mit Epilepsie zusammenhängen könnte und empfahlen eine angemessene medizinische Betreuung außerhalb des Gefängnisses. Zusätzlich hat Sarvnaz Ahmadi darüber geklagt, dass ihre benötigten Medikamente oft mit Verzögerungen geliefert würden, was ihre Symptome verschlimmerte.
Parivash Moslemis Protest gegen Kommunikationsbeschränkungen
Parivash Moslemi, eine weitere politische Gefangene im Evin-Gefängnis, befindet sich seit dem 3. September 2024 im Hungerstreik.
Parivash Moslemi, die im Juli 2024 verhaftet wurde, protestiert gegen ihre Unfähigkeit, mit ihrer Familie zu kommunizieren, und die Weigerung des Gefängnisses, Familienbesuche zu gestatten. Ihr wurde ein Besuch von ihren Kindern versprochen, die aus der nordiranischen Stadt Qazvin angereist waren, und von ihrem Ehemann aus der Provinz Mazandaran im Norden des Iran, doch die Gefängnisbehörden sagten den Besuch in letzter Minute ab.
Parivash Moslemi, geboren 1978, wurde wegen „Propaganda gegen das Regime“, „Beleidigung des Gründers der Islamischen Republik“ und „Zusammenarbeit gegen die nationale Sicherheit“ angeklagt. Ihre Verhaftung im März 2023, nach dem Jahrestag des Todes von Mahsa Amini, erregte großes Aufsehen. Moslemi war zuvor während der Proteste im Zusammenhang mit Aminis Tod festgenommen worden, die stattfanden, während Amini in Polizeigewahrsam war, angeblich wegen eines Verstoßes gegen das iranische Kopftuchgesetz.
Houra Nikbakhts Hungerstreik für Familienkontakt
Houra Nikbakht, eine weitere politische Gefangene im Evin-Gefängnis, befindet sich seit dem 7. September 2024 im Hungerstreik, um gegen ihre eingeschränkte Möglichkeit zu protestieren, Telefonanrufe zu tätigen und ihre Familie zu besuchen.
Frau Nikbakht, die einen offenen Brief verfasste, in dem sie die Behandlung von Frauen durch das iranische Regime kritisierte, wurde daraufhin einen Monat lang der Kontakt zu ihrer Familie verweigert. In ihrem Brief verurteilte sie das Regime für das, was sie als „Handel“ mit Rechten bezeichnete, bei dem Gefangene auf bestimmte Freiheiten verzichten müssen, um Zugang zu anderen zu erhalten. Ihre Protestaktion beinhaltete auch ein Sit-in vor dem Büro der Gefängniswache.
Houra Nikbakht, die im Juni 2023 festgenommen und in der Frauenabteilung des Evin-Gefängnisses inhaftiert wurde, wurde wegen „Propaganda gegen das Regime“ und „Beleidigung des Obersten Führers“ angeklagt. Sie wurde Anfang August zu einer einjährigen Haftstrafe verurteilt.
Die Fälle von Sarvnaz Ahmadi, Parivash Moslemi und Houra Nikbakht verdeutlichen die anhaltenden Kämpfe politischer Gefangener im Iran, insbesondere von Aktivistinnen und Verfechterinnen des sozialen Wandels.
Ihre Hungerstreiks lenken nicht nur die Aufmerksamkeit auf ihre individuellen Fälle, sondern dienen auch als breitere Kritik am Umgang des iranischen Regimes mit Andersdenkenden. Ohne Zugang zu fairen Gerichtsverfahren, medizinischer Versorgung oder familiärem Kontakt fordern diese Gefangenen weiterhin die systemischen Ungerechtigkeiten heraus, denen sie hinter Gittern ausgesetzt sind.