Arash Sadeghi kündigt das Ende seines Hungerstreiks an

Der im Iran inhaftierte politische Gefangene Arash Sadeghi kündigt in einem Brief das Ende seines Hungerstreiks an

Auf  Bitten seiner Zellengenossen hat der politische Gefangene Arash Sadeghi seinen Hungerstreik beendet, den er vor zwei Wochen begonnen hatte, um dagegen zu protestieren, dass seine Frau Golrokh Iraei und außerdem Atena Daemi (beider Freundin) geschlagen und verbannt wurden.

Am 7. Februar 2018 hat Sadeghi einen Brief geschrieben, um das Ende seines Hungerstreiks anzukündigen.

In dem Brief ist zu lesen: „Als ich über den Abtransport von Golrokh und Atena in das Gharchak Gefängnis hörte, standen mir die Bilder der Unterdrückung in allen diesen Jahren auf einmal lebhaft vor Augen, zumal wenn ich daran dachte, dass die beiden Gefangenen Gegenstand von Beleidigungen und von Prügel waren, als sie weggebracht wurden. Das ist immer die gleiche alte Geschichte, dass falsche Anklagen erhoben werden, dieses Mal geplant und ausgeführt aus dem Gefängnis heraus.

Wenn sie ihr eigenes Gesetz zu ihrem Vorteil nutzen, um mehr Druck und Repression gewaltsam auszuüben, dann sind Widerstand und Protest der einzige Weg, um die menschliche Würde zu wahren. Darum habe ich den Hungerstreik angefangen, obwohl ich mich körperlich sehr schwach fühlte“.

Nachdem er die Gründe für seinen Hungerstreik ausgeführt hat, beschreibt der Gefangene aus Gewissensgründen seinen Gesundheitszustand: „Weil mir eine rechtzeitige medizinische  Behandlung verweigert wurde, hat sich mein Gesundheitszustand so sehr verschlechtert, dass ich an Komplikationen wie niedrigem Blutdruck, Blutungen aus dem Rektum, Atembeschwerden, unregelmäßigem Herzschlag und häufiges Erbrechen zu leiden anfing, wenige Tage nachdem ich meinen Hungerstreik begonnen hatte.

Meine Zellengenossen haben von Anfang an darauf bestanden, dass ich meinen Streik überdenken und ihn beenden solle. In den letzten Tagen habe ich die dauernde Anwesenheit meiner Zellengenossen und all ihre Sorgen an meiner Seite bemerkt. Um ihren Bitten zu entsprechen, habe ich mich schließlich entschlossen, meinen Hungerstreik zu beenden.

Womit wir heute konfrontiert sind, ist eine durchgehende und systematische Unterdrückung, wo die Narben der Auspeitschungen auf dem Rücken der iranischen Menschen zu sehen sind. Wenn es keine Gerechtigkeit gibt, ist es ein Verbrechen, das eigene Recht verteidigen zu wollen. In einem Land, wo die Freiheit in Ketten liegt, werden Hinrichtung, Verbannung und Inhaftierung als selbstverständlich betrachtet. Golrokh, Atena und ich sind da keine Ausnahmen.

Golrokh und Atena haben das Recht, ihre menschliche Würde zu verteidigen, ebenso wie die iranischen Frauen, die von Unterdrückung und Ungleichheit bedrängt werden, auf den Straßen nach den Rechten rufen, die ihnen gestohlen wurden.

Ich habe meinen Hungerstreik beendet, weil ich herausfand, dass meine Not und mein Leiden  geringer sind als die einer Mutter, die sich vor dem Leichnam ihres getöteten Sohnes sieht und erzählt bekommt, dass er drogenabhängig gewesen sei“.

Sadeghi unterstreicht dann: „Wo die Menschen auf den Straßen ihr Leben opfern, um die bürgerlichen Freiheiten in ihrer Gesellschaft zu verwirklichen, da konnten Protest und Streik sich nicht mehr auf persönliche und gruppenbezogene Grenzen beschränken und da erfordert die Suche nach der Freiheit einen Pfad, der gehobener ist“.

Zuvor von der Justiz des Regimes zu insgesamt 19 Jahren Gefängnis verurteilt, hat der politische Gefangene im vergangenen Jahr einen Hungerstreik begonnen, der 70 Tage dauerte. Er wollte damit gegen die erneute Verhaftung seiner Frau protestieren. Zur Zeit leidet Herr Sadeghi an vielen Krankheiten, darunter Asthma, eiterndes Darmgeschwür und schwere Probleme mit Magen und Nieren, die alle durch mehrere lang anhaltende Hungerstreiks verursacht wurden und sich verschlimmerten, weil ihm medizinische Behandlung verweigert wurde.

Amnesty International hat dazu am 8. Februar 2018 eine Erklärung abgegeben und die Vertreter des iranischen Regimes ersucht, Atena Daemi, Golrokh Ebrahimi und Arash Sadegi aus dem Gefängnis zu entlassen.