Iranerin zu 13 Jahren Haft verurteilt, weil sie Gerechtigkeit für ihren getöteten Sohn fordert

Unterdrückung im Iran: Von der Repression sind zunehmend Menschen betroffen, die Gerechtigkeit für ihre vom Regime getöteten Angehörigen fordern. Sie sind willkürlichen Verhaftungen ausgesetzt und werden zu langjährigen Gefängnisstrafen verurteilt.

Im Herbst 2022 haben Regimetruppen im Iran brutalste Gewalt angewendet, um die Massenproteste gegen die Diktatur niederzuschlagen. Dabei wurden nach Angaben von Menschenrechtlern mindestens 750 Männer, Frauen und Kinder getötet.

Familienangehörige der Getöteten erinnern immer wieder mit Andachten und Mahnwachen an die Opfer. Sie fordern, dass die für die Unterdrückung verantwortlichen Regime-Funktionäre strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden. Um die Bevölkerung einzuschüchtern, verschärft das Regime die Repressalien gegen die Familienangehörigen.

Ende Oktober wurde Mahsa Yazdani, die Gerechtigkeit für ihren getöteten Sohn fordert, in der nordiranischen Stadt Sari zu 13 Jahren Gefängnis verurteilt. Die Regime-Justiz, die als Unterdrückungsinstrument agiert, wirft ihr „Gefährdung der Staatssicherheit“ vor, weil sie nicht bereit ist, die Ermordung ihres Sohnes und anderer friedlicher Demonstranten während der Massenproteste im Herbst 2022 schweigend hinzunehmen.

Mahsa Yazdani mit ihrem Sohn Mohammad Javad. Er war 20 Jahre alt, als er im September 2022 während einer Protestkundgebung in der Stadt Sari von Regime-Milizen erschossen wurde.

Mahsa Yazdani mit ihrem Sohn Mohammad Javad. Er war 20 Jahre alt, als er im September 2022 während einer Protestkundgebung in der Stadt Sari von Regime-Milizen erschossen wurde.

Mahsa Yazdani wurde am 22. August erstmals festgenommen. Nach einem Monat willkürlicher Haft wurde sie vorläufig gegen Zahlung einer Kaution freigelassen. Nach der Verurteilung droht ihr nun jahrelange Gefangenschaft.

Bereits im August 2023 hat Amnesty International die Repressalien gegen die Familien der Todesopfer im Iran verurteilt und erklärte dazu u.a.:

„Bei den landesweiten Protesten nach dem Tod von Jina Mahsa Amini im Jahr 2022 wurden Hunderte Personen von den iranischen Sicherheitskräften rechtswidrig getötet. Ein Jahr nach den Demonstrationen, die von dem Slogan „Frau, Leben, Freiheit“ begleitet waren, setzen die iranischen Behörden offenbar alles daran, die Familien der Getöteten zu schikanieren und einzuschüchtern, um ihre Stimmen und Forderungen nach Rechenschaftspflicht zu unterdrücken. (…) Die Grausamkeit der iranischen Behörden kennt keine Grenzen. Sie versuchen kaltblütig, ihre Verbrechen zu verschleiern, und sorgen dadurch bei den betroffenen Familien für noch mehr Leid und Schmerz, indem sie deren Forderungen nach Wahrheit, Gerechtigkeit und Wiedergutmachung unterdrücken und sie sogar daran hindern, auf den Gräbern der Getöteten Blumen zu pflanzen. (…)

Die Familien der Opfer müssen mit Vergeltungsmaßnahmen rechnen, wenn sie die rechtswidrige Tötung ihrer Verwandten anzeigen oder öffentlich verurteilen, wenn sie die offizielle Linie zu den Tötungen infrage stellen, wenn sie Rechenschaftspflicht fordern, ja sogar, wenn sie Versammlungen für trauernde Familien abhalten oder in den Sozialen Medien die Behörden kritisieren.“