Christen drohen langjährige Haftstrafen

Iranischen Christen drohen langjährige Haftstrafen

Nach Angaben des christlichen Hilfswerkes Open Doors werden Christen und Kirchenleiter vom iranischen Regime immer wieder wegen angeblicher „Gefährdung der nationalen Sicherheit“ angeklagt. Das Vorgehen gegen die Christen im Iran sei ein Verstoß gegen die internationalen Menschenrechte sowie den Internationalen Pakt über bürgerliche und politische Rechte.

Laut einer Pressemitteilung des christlichen Hilfswerkes Open Doors vom 20. Februar sind im Iran derzeit fünf iranische Christen angeklagt, die nationale Sicherheit gefährdet zu haben. Alle sind ehemalige Muslime, die durch ihren Glaubenswechsel nach iranischem Recht eine Straftat begangen haben. Sie stehen in Gefahr, zu langjährigen Haftstrafen verurteilt zu werden.

Verzögerungstaktik der Gerichte

Ebrahim Firouzi (Bild) befindet sich bereits seit dem 21. August 2013 im Rajai-Shahr-Gefängnis in der Stadt Karaj, nachdem er zuvor wegen christlicher Aktivitäten angeklagt worden war. In einem erneuten Prozess am 5. März 2015 wurde er der „Gefährdung der nationalen Sicherheit, Teilnahme an illegalen Treffen sowie Prozessbetrug“ für schuldig befunden. Er hat Berufung gegen das Urteil eingelegt, das nach Einschätzung von Open Doors als Strafe für seine Hinwendung zum christlichen Glauben zu werten ist. Die Berufungsverhandlung war für den Juli 2016 angesetzt, fand aber bislang nicht statt.

Pastor Nadarkhani erneut vor Gericht mit 3 Gemeindemitgliedern

Pastor Youcef Nadarkhani (Bild) von der „Kirche des Iran“ war bereits im September 2010 wegen Abfall vom Islam und Missionstätigkeit zum Tode verurteilt worden. Aufgrund internationaler Proteste wurde die gegen ihn verhängte Todesstrafe am 8. September 2012 in eine dreijährige Haftstrafe umgewandelt. Im Oktober 2016 wurde Pastor Nadarkhani gemeinsam mit drei seiner Gemeindemitglieder – Mohammadreza Omidi, Yasser Mossayebzadeh und Saheb Fadaei – der „Gefährdung der nationalen Sicherheit“ angeklagt. Diese Anklage wendet das iranische Regime zum wiederholten Mal gegen Christen und Kirchenleiter an. Die Verhandlung fand im Dezember 2016 statt, ein Urteil wurde bislang nicht bekanntgegeben. Omidi, Mossayebzadeh und Fadaei wurden darüber hinaus zu 80 Peitschenhieben verurteilt, da sie bei einer Abendmahlsfeier Wein zu sich genommen hatten. Alkoholkonsum ist Christen im Iran gestattet, Muslimen jedoch bei Strafe verboten. Da eine Abkehr vom Islam nach dem Koran strikt verboten ist, gelten christliche Konvertiten im Iran vor dem Gesetz weiterhin als Muslime. Das Ergebnis einer Berufungsanhörung zu dieser Sache vom 9. Februar wurde ebenfalls noch nicht bekanntgegeben.

Dringender Aufruf an die Bundesregierung zu intervenieren

Markus Rode, geschäftsführender Vorsitzender des christlichen Hilfswerkes Open Doors, bittet die Bundesregierung, aktiv zu werden: „Keiner dieser Christen mit muslimischem Hintergrund hat ein Verbrechen begangen. Sie möchten ihre Glaubensüberzeugung leben und damit ihr Menschenrecht auf Religionsfreiheit wahrnehmen. Deshalb bitten wir die Bundesregierung, ihren Einfluss auf höchster Ebene geltend zu machen und bei der iranischen Regierung darauf zu drängen, alle Anklagen gegen die fünf genannten Christen umgehend fallenzulassen sowie Ebrahim Firouzi sofort aus der Haft zu entlassen. Das Vorgehen gegen die Christen verstößt gegen die internationalen Menschenrechte sowie den Internationalen Pakt über bürgerliche und politische Rechte.“

Der Iran rangiert auf dem Open Doors Weltverfolgungsindex an 8. Stelle unter den Ländern, in denen Christen wegen ihres Glaubens einem hohen Maß an Verfolgung ausgesetzt sind.