Weltverfolgungsindex 2017

Weltverfolgungsindex 2017: Christenverfolgung im Iran nimmt zu

Christliches Hilfswerk Open Doors: „Im Iran ist der Druck auf die Christen extrem hoch und im Berichtszeitraum für den Weltverfolgungsindex 2017 sogar noch leicht gestiegen. Die Verfolgungssituation im Iran wird insgesamt durch die sehr strikte islamische Regierung verursacht, die es darauf angelegt hat, alle (auch christliche) Einflüsse, die eine Gefahr ihrer Machtposition darstellen könnten, auszumerzen oder einzuschränken.“

Das überkonfessionelle christliche Hilfswerk Open Doors hat am 11. Januar den Weltverfolgungsindex 2017 veröffentlicht. Er stellt die Rangfolge der 50 Länder dar, in denen Christen aufgrund ihres Glaubens am stärksten verfolgt und benachteiligt werden. Für den Index werden die Lebensumstände von Christen in Zusammenarbeit mit Menschenrechtsexperten, Wissenschaftlern und Betroffenen beurteilt. Der Iran wird in dem Index 2017 an 8. Stelle notiert. Das Teheraner Regime gehört damit weiter zu den 10 schlimmsten Christenverfolgern der Welt. Im Jahre 2016 hatte der Iran Platz 9 eingenommen. Die diesjährige Notierung spiegelt den stärkeren Druck auf Christen im Iran wieder, der sich etwa in einer erhöhten Anzahl von Inhaftierungen zeigt.

Im Bericht von Open Doors zur Lage im Iran heißt es u.a.:

„Im Allgemeinen ist der Druck auf die Christen extrem hoch und im Berichtszeitraum für den Weltverfolgungsindex 2017 sogar noch leicht gestiegen. Der Verfolgungsdruck ist in allen Lebensbereichen auf einem extremen Niveau, am stärksten im „kirchlichen Leben“ und im „Leben im Staat“. In Verbindung mit einer sehr hohen Punktzahl für „Gewalt“ ist dies typisch für eine Situation, in der die Verfolgung vor allem von den Behörden ausgeht und Diktatorische Paranoia (in diesem Fall vermischt mit Islamischer Unterdrückung) die Haupttriebkraft der Verfolgung ist.

Verfolgung durch Islamische Unterdrückung ist vor allem im „Privat- und Familienleben“ gegenwärtig. Davon sind vor allem ehemalige Muslime und Christen aus protestantischen Freikirchen betroffen, die sich um ehemalige Muslime kümmern.

Alle Kategorien von Christen sind im „gesellschaftlichen Leben“ von Verfolgung betroffen, auch die Mitglieder traditioneller Kirchen.

Das Ausmaß von Gewalt ist sehr hoch und im Vergleich zum Berichtszeitraum des Weltverfolgungsindex 2016 noch gestiegen. So wurden etwa 193 Christen festgenommen.

Die Verfolgungssituation im Iran wird insgesamt durch die sehr strikte islamische Regierung verursacht, die es darauf angelegt hat, alle (auch christliche) Einflüsse, die eine Gefahr ihrer Machtposition darstellen könnten, auszumerzen oder einzuschränken.“

„Besonders betroffen sind ehemalige Muslime, die sich zu Jesus Christus bekehrt haben. Christen aus protestantischen Freikirchen, die den Muslimen das Evangelium bringen, sind die am zweitmeisten verfolgte Gruppe. Gemeinschaften von ausländischen Christen oder Arbeitsmigranten aus Asien und dem Westen erlebten die angeordnete Schließung ihrer Kirchen. Armenische und assyrische Christen, die der traditionellen Kirche angehören, stehen zwar unter gesetzlichem Schutz, werden aber als Bürger zweiter Klasse behandelt.“

„In den Augen der heutigen Anführer des Iran ist die Verbreitung des schiitischen Islam im Nahen Osten ein Mittel zur Ausbreitung der Revolution. Der christliche Glaube gilt als verwerflicher westlicher Einfluss, eine unmittelbare Bedrohung für die islamische Identität der Republik. Nicht nur die Rechte der Christen werden verletzt, sondern auch die anderer religiöser Minderheiten wie die der Juden, Bahais, Zoroastrier, Sufis und Sunniten.“

„Leben im Staat: Einem Muslim, der den Islam verlässt, droht die Todesstrafe. Dabei liegt das Augenmerk der Regierung auf denen, die sich um Konvertiten kümmern. Auch gut etablierte Kirchen sind in diesem Fall nicht sicher vor Schikane: Ihre Mitglieder werden verhört, verhaftet, ins Gefängnis geworfen und geschlagen. Viele (wenn nicht alle) öffentlichen Gottesdienste werden geheimdienstlich überwacht. Hassreden gegen iranische Christen, besonders Protestanten, wurden im Berichtszeitraum durch die Regierung multimedial verbreitet und die antichristliche Rhetorik der Imame nahm zu.“

„Kirchliches Leben: Die Regierung hat ihre Anstrengungen verstärkt, Farsi-sprachige Christen aus dem Land zu vertreiben. In den letzten fünf Jahren wurden viele Kirchengemeinden geschlossen und enteignet oder dazu gezwungen, Gottesdienste in Farsi zu streichen. Auch wurden die Kirchenleiter oft verhaftet. Kirchen dürfen keine neuen Mitglieder muslimischer Herkunft aufnehmen, was zur Überalterung der Gemeinden führt. Die strenge Überwachung von Hauskirchen löst bei den Besuchern zunehmend Furcht aus. Jede Form von Evangelisation, biblischer Unterricht sowie Veröffentlichung oder Import von Bibeln auf Farsi sind illegal.“

„Auftreten von Gewalt: Bis zum Ende des Berichtszeitraums wurden mindestens 193 Christen wegen ihres Glaubens verhaftet oder ins Gefängnis geworfen. Das ist ein weiterer Anstieg im Vergleich zum Vorjahr. Es scheint einen Zusammenhang zwischen Gemeinden, die in den Untergrund abwandern, und der Anzahl von Verhaftungen zu geben. Die Verhörmethoden im Gefängnis sind brutal und es kann dabei auch zu sexuellen Übergriffen kommen; in zahlreichen Fällen wurden Christen körperlich und psychisch schwer misshandelt. In vielen Fällen wurde inhaftierten Christen eine medizinisch notwendige Versorgung verwehrt, um sie damit noch härter zu bestrafen und zu demütigen oder um ein Geständnis zu erzwingen. Häufig werden inhaftierte Christen erst nach Zahlung einer hohen Kaution freigelassen. Viele Häuser und Geschäfte von Christen wurden vom Staat als Sicherheit für die Kaution oder wegen Nichterscheinens zu ihrer Gerichtsverhandlung enteignet.