Iranischer Konvertitenpastor Saeed Abedini vorzeitig aus der Haft entlassen
Der iranisch Pastor Saeed Abedini saß wegen seines christlichen Glaubens im Iran über drei Jahre lang in Haft. Er wurde misshandelt und unter Druck gesetzt, seinem christlichen Glauben abzuschwören. Er weigerte sich jedoch, seine Überzeugung zu verleugnen.
Im Januar 2016 wurde Pastor Abedini freigelassen und durfte in die USA ausreisen nachdem weltweit Menschenrechtler und Kirchenvertreter sich für seine Freilassung eingesetzt hatten.
Auf einer Menschenrechtsveranstaltung sagte er: „Meine Anwesenheit hier beweist, dass jeder Akt des Widerstandes ein Sieg ist. Ein Sieg für die Freiheit. Die Botschaft Gottes in der Bibel sagt, dass wie die Tyrannei Widerstand entgegensetzen müssen. Das Böse wird niemals siegen.“
Zur Person und zum Fall
Saeed Abedini (*7. Mai 1980, Teheran/Iran, im Iran bekannt unter dem Namen: Saeed Abedinigalangashi) konvertierte im Jahr 2000 vom Islam zum Christentum. Seit 2004 ist Abedini mit Naghmeh Panahi-Abedini verheiratet; sie haben zwei Kinder, Rebekka (*2007) und Jacob (*2008).
Nach der Machtübernahme von Präsident Ahmadinedschad verschärfte sich die Lage für iranische Konvertiten dramatisch. Deshalb verließ Saeed Abedini Anfang 2006 mit seiner Frau das Land, um sich in den USA niederzulassen (im März 2010 wurde ihm die amerikanische Staatsbürgerschaft zugesprochen). 2009 kehrte er jedoch mit seiner Familie in den Iran zurück. Vor Ort wurde er kurzzeitig von iranischen Behörden festgehalten. Sie verlangten von ihm, dass er jegliche christlichen Aktivitäten, z.B. Kirchenbesuche, unterlassen müsse, damit er frei in den Iran ein- und ausreisen könne. Saeed akzeptierte die Forderungen und konnte sich in Zusammenarbeit mit den iranischen Behörden für den Bau eines nichtreligiösen Waisenhauses für Straßenkinder engagieren. Diese Arbeit erforderte mehrfache Reisen in den Iran. Trotz der Einhaltung aller Forderungen wurde Saeed Abedini im Juli 2012 auf einer Reise im Iran verhaftet und 2013 zu 8 Jahren Haft wegen „Gefährdung der nationalen Sicherheit“ verurteilt. Seit seiner Verhaftung setzte sich seine Frau durch aktive Öffentlichkeitsarbeit für ihn ein, dies geschah u. a. durch Fernsehinterviews und per Facebook.
Verhaftung und Prozess
Während eines Aufenthaltes im Iran, reiste Abedini im Juli 2012 nach Georgien und in die Türkei, wurde aber bei seiner Rückkehr in der Nähe der türkischen Grenze von iranischen Revolutionsgardisten in einem Bus festgenommen. Die Gardisten beschlagnahmten seinen iranischen sowie den US-amerikanischen Pass und stellten ihn unter Hausarrest. Wenig später wurde ihm der US-amerikanische Reisepass wieder übergeben. Die Sicherheitsbehörden teilten ihm mit, dass er auf Abruf für seine Verhandlung bereit zu stehen habe. Am 26. September 2012 wurde Abedini in seinem Haus in Teheran festgenommen. Zahlreiche persönliche Gegenstände und Bargeld wurden konfisziert. Immer wieder wurden Abedini und seine Familienmitglieder mit dem Tode bedroht, da sie „Apostaten“ seien. Abedini wurde bis zu seiner Verlegung am 3. November 2013 im für Folter berüchtigten Evin-Gefängnis in Teheran festgehalten. Etwa vier Wochen musste er in Einzelhaft durchstehen, bevor er in Abteilung 3, Zelle 209 verlegt wurde. Er wurde auch gefoltert. Zudem sollen mehrere islamische Geistliche versucht haben, ihn von seinem Glauben abzubringen.
Anfang 2013 berichtete die iranische staatliche Nachrichtenagentur INSA, dass Abedini auf Kaution freigelassen werden würde. Als seine Familie daraufhin zweimal versuchte, die Kaution (umgerechnet etwa 245.000€) zu bezahlen, wurde die Annahme der Kaution wegen angeblicher „Formfehler“ abgelehnt.
Das Gerichtsverfahren vor der 26. Abteilung des Islamischen Revolutionsgerichts in Teheran unter Vorsitz des für seine harten Urteile berüchtigten Richters Pir Abassi begann am 21. Januar 2013. Erst mit Beginn des Verfahrens wurde es Abedinis Anwalt, Naser Sarbazi, gestattet, Einsicht in die Akten zu nehmen. Anwaltliche Vertretung war zudem nur am ersten Tag des Verfahrens genehmigt.
Am 27. Januar 2013 verurteilte der Richter Pir Abassi den Pastor wegen „Gründung von Hauskirchen“ und „Gefährdung der nationalen Sicherheit“ zu 8 Jahren Haft. Am 4. Februar 2013 legte Abedinis iranischer Anwalt Berufung ein. Schließlich wurde Abedini am 16. Januar 2016 freigelassen.
Ein Tag im Gefängnis mit Pastor Saeed Abedini
Vor seiner Haftentlassung, wurde ein Brief von Pastor Abedini an seine Familie aus dem Gefängnis herausgeschmuggelt, in dem er von erlittener physischer und psychischer Folter berichtete. Zudem sei ihm mehrmals gesagt worden, er würde für seinen christlichen Glauben „gehängt werden“. Seine Familie wurde wiederholt abgewiesen, als sie ihn besuchen wollte. Im Evin-Gefängnis im Nordwesten Teherans wurden bereits während der Schah-Zeit politische Gefangene inhaftiert. Es ist berüchtigt für seine unmenschlichen Haftbedingungen. Laut Augenzeugenberichten werden die Häftlinge dort täglich erniedrigt, gedemütigt und gefoltert. Zudem ist das Gefängnis, das ursprünglich für 320 Personen ausgelegt war, chronisch überbelegt. Im Januar 2012 sollen dort rund 8.000 Häftlinge zusammengepfercht gewesen sein.
Am 3. November 2013 verlegten iranische Sicherheitsbehörden Abedini in das Rajai-Shahr Gefängnis in Karaj, etwa 50 km westlich der Hauptstadt Teheran. Auch dieses Gefängnis ist für alltägliche Folter, Missbrauch und menschenunwürdige Haftbedingungen bekannt.
Lesen Sie einen typischen Tagesablauf im Gefängnis Rajai Shahr in Karaj, etwa 20 Kilometer nordwestlich von Irans Hauptstadt Teheran. Wie seine Frau Naghmeh es im Gespräch mit der IGFM ausdrückt: „Ein Tag in seinem Leben, so wie er ihn erzählen würde“. Die Grundlage für diese Beschreibung waren Informationen von Familienangehörigen und inzwischen entlassenen anderen Gefangenen.
Wertvoller Erfolg von Menschenrechtsarbeit: Politischer Gefangener Omid Alishenas kommt frei!
Am 15. Juli 2017 wurde Omid Alishenas, 33 Jahre, Aktivist für Menschenrechte, (im Bild rechts mit seiner Mutter neben anderen Angehörigen) unter Auflagen aus dem Evin-Gefängnis in Teheran freigelassen. Das geschah auf Druck und durch die Intervention mehrerer iranischer und internationaler Menschenrechtsorganisationen.
Er hatte sich friedlich für den Schutz von Kindern und gegen die Todesstrafe eingesetzt. Der Grund für seine Festnahme war unter anderem die Teilnahme an einer Demonstration vor dem Büro der Vereinten Nationen in Teheran. Außerdem hatte er sich vielfach mit Flugblättern gegen die Todesstrafe eingesetzt. In Veröffentlichungen in Facebook hatte er die Massenhinrichtungen von politischen Gefangenen in den 1980er Jahren als unmenschlich bezeichnet. Die Gräber von Todesopfern bei den Bürgerprotesten von 2009 hatte er geehrt. Er sprach sich für ein Recht auf höhere Bildung auch für Angehörige der religiösen Minderheit der Bahai aus, das diesen vom Regime verwehrt wird.
Das alles war der Justiz des Teheraner Regimes, die diesem dienstbar ist, ein Dorn im Auge. Im September 2014 war Omid Alishenas von Revolutionsgarden verhaftet worden, danach saß er mehr als ein Jahr lang im Evin Gefängnis in Teheran, zeitweise in Isolationshaft in der Abteilung 2A dieses Gefängnisses. Es ist der Organisation der Revolutionsgarden unterstellt. In einem unfairen Verfahren, wie es im Iran jetzt üblich ist (kaum Rechte für den Angeklagten, schnelle Abfertigung), wurde er von einem Revolutionsgericht zunächst zu zehn Jahren Haft verurteilt. Allerdings wurde dieses Strafmaß von einem Berufungsgericht auf sieben Jahre verringert.
Für eine kurze Zeit wurde Omid Alishenas gegen eine Kaution freigelassen, am 11 Dezember 2016 wurde er freilich wiederum von Revolutionsgardisten in seinem Haus festgenommen. Er musste dann seine siebenjährige Haft im Evin Gefängnis antreten. Die Bedingungen dort sind menschenunwürdig. Er musste im Winter über einen Monat lang auf dem Boden schlafen und bekam erst dann eine Liege in einer Zelle, die er mit 20 anderen Gefangenen teilte.
Menschenrechtler, die seine Anliegen teilten, haben jetzt die bedingte Freilassung erreicht.
Ich verbrachte über 17 Jahre als politischer Gefangener in den Kerkern des iranischen Regimes. Ich wurde durch Internationalen Einsatz gerettet und setze jede Minute meines Lebens für die Freiheit der Menschen im Iran ein.
Sie ist die Ehefrau des bekannten politischen Gefangenen Ali Saremi, der Ende Dezember 2010 in Teheran hingerichtet wurde, nachdem er insgesamt 24 Jahre lang wegen seines Einsatzes für Demokratie in Haft gewesen war. Mahin Saremi war selbst mehrmals in politischer Haft und wurde kürzlich erneut zu zehn Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Sie konnte Erfolgreich aus dem Iran fliehen und lebt in Europa.
Menschenrechtsarbeit hat Erfolg: Hinrichtung konnte verhindert werden
Durch weltweite Proteste wurde die Hinrichtung des jungen Iraners Hamid Ahmadi verhindert. Er war zum Tode verurteilt worden, als er noch minderjährig war. UN-Experten: „Der Iran muss seine internationalen Verpflichtungen einhalten, indem er die Hinrichtung jugendlicher Straftäter ein für alle Mal beendet”.
Eine internationale Protestwelle hat dem 26-jährigen Iraner Hamid Ahmadi (Bild) das Leben gerettet. Berichten von Menschenrechtlern zufolge musste das iranische Regime dem öffentlichen Druck nachgeben. Es wurde nun bestätigt, dass das Todesurteil nicht vollstreckt wird.
Hamid Ahmadi wurde im Jahre 2009 wegen einer Straftat zum Tode verurteilt, die er im Alter von 17 Jahren begangen haben soll. Die Verurteilung beruhte auf einem „Geständnis“, das er unter Folter gemacht hatte. Nach jahrelanger Haft im Todestrakt des Lakan-Gefängnisses in der nordiranischen Stadt Rasht sollte Hamid Ahmadi Anfang Februar hingerichtet werden. Gegen die geplante Hinrichtung wurde im Iran und international mit Nachdruck protestiert.
Die UN-Kinderrechtskonvention verbietet die Todesstrafe für Minderjährige. Das Teheraner Regime verletzt seine internationalen Verpflichtungen jedoch systematisch: In den Jahren von 2005 bis Anfang 2017 wurden in Iran mindestens 77 junge Gefangene hingerichtet, die als Minderjährige zum Tode verurteilt worden waren, zwei davon im Jahre 2017. In den iranischen Todestrakten befinden sich mindestens 150 junge Häftlinge, die zum Tatzeitpunkt unter 18 Jahre alt waren.
An den weltweiten Protesten gegen die geplante Hinrichtung von Hamid Ahmadi haben auch mehrere UN-Menschenrechtsexperten (Bild) mitgewirkt. Dabei handelt es sich um: Asma Jahangir, Sonderberichterstatterin zur Menschenrechtslage im Iran, Agnes Callamard, Sonderberichterstatterin zu außergerichtlichen, standrechtlichen oder willkürlichen Hinrichtungen, Nils Melzer, Sonderberichterstatter zu Folter und anderen grausamen, unmenschlichen oder entwürdigenden Bestrafungen, und Benyam Dawit Mezmur, Vorsitzender des Komitees für die Rechte des Kindes.
In einer Erklärung der UN-Experten vom 2. Februar heißt es u.a.: „Soweit wir wissen, wurden im Fall von Hamid Ahmadi die grundlegendsten Garantien für ein faires und ordentliches Verfahren, die in internationalen Menschenrechtsverträgen festgelegt sind, verletzt, und die Vorwürfe von Folter und unter Misshandlung erlangten Geständnissen haben nicht zu einer Untersuchung geführt”.
„Jede Todesstrafe, die unter Verletzung der internationalen Verpflichtungen einer Regierung verhängt wird, und insbesondere, wenn eine Verurteilung auf der Grundlage von Geständnissen erfolgt, die unter Folter erlangt werden, ist widerrechtlich und kommt einer willkürlichen Hinrichtung gleich”, erklärten die Menschenrechtsexperten.
„Wir bedauern zutiefst, dass die Hinrichtungen von Jugendlichen weiterhin angesetzt werden und sogar seit Anfang des Jahres in einem Maß wie nie zuvor vollstreckt werden”, so die Experten. „Am 17. Januar haben wir bereits interveniert, um die Hinrichtung eines weiteren Jugendlichen zu stoppen. Seitdem haben wir erfahren, dass am 15. und 18. Januar zwei Jugendliche gehängt wurden. Arman Bahr Asemani und Hassan Hassanzadeh waren zum Zeitpunkt der ihnen vorgeworfenen Taten, wegen denen sie zum Tod verurteilt wurden, minderjährig.”
Die Menschenrechtsexperten betonten, dass die internationalen Vorschriften die Verhängung und Vollstreckung der Todesstrafe gegen Personen unter 18 Jahren eindeutig verbieten. „Der Iran muss seine internationalen Verpflichtungen einhalten, indem er die Hinrichtung jugendlicher Straftäter ein für alle Mal beendet. Die angesetzte Hinrichtung von Hamid Ahmadi muss sofort gestoppt und seine Todesstrafe aufgehoben werden. Außerdem muss unverzüglich ein Moratorium für Hinrichtungen Jugendlicher beschlossen werden”, erklärten die UN-Menschenrechtsexperten.
Von JENNY STANTON FOR MAILONLINE VERÖFFENTLICHT: Farzad Madadzadeh
Ich wurde unter Präsident Mahmud Ahmadinejad aus politischen Gründen verhaftet und verurteilt. Ich erlitt körperliche und seelische Folter jeder Art, mit der man mir meine Würde nehmen wollten. Dazu gehörte auch sechs Monate Isolationshaft. Ich war von der Welt völlig abgeschottet und man drohte mir täglich mit der Hinrichtung. Meine Geschwister Mahdieh und Ali Akbar wurden beide vom iranischen Regime am 8. April 2011 getötet.
Mit verbundenen Augen und Händen in Handschellen wurde Farzad Madadzadeh in einem iranischen Gefängnis bis zu 16 Stunden am Tag verprügelt.
Drei Wächter setzten ihn Stromschlägen aus und schlugen ihn und stießen ihn wie einen „Fußball” herum, bevor sie ihn wieder in eine winzige Einzelzelle zurückschickten.
Fünf Jahre lang legte er sich jede Nacht schlafen mit dem Gedanken, ob am nächsten Morgen der Tod kommen würde oder ob ein weiterer Tag mit Folter und Verhören auf ihn warten würde.
Sein einziges Verbrechen? Dass er sich gegen das iranische Regime ausgesprochen hat.
Farzad wurde zunächst in das berüchtigste Gefängnis Irans gebracht, das Evin-Gefängnis, wo Gefangene von der regelmäßigen Anwendung von Folter berichten.
Man wird dort allen Arten von Folter ausgesetzt – psychologischer und physischer,“ sagte er gegenüber MailOnline. „Ständige Verhöre, ständiges Prügel, rund um die Uhr.“
„Jeden Moment erwartet man, dass etwas passiert – eine weitere Folterrunde oder ein Todesurteil.“
„Man ist vom Rest der Welt vollständig isoliert. Die einzige Stimme, die man hört, ist die Stimme des Todes.
Er sagt, dass Wächter Drogen, darunter Heroin, in das Gefängnis bringen würden, um Gefangene süchtig zu machen und um es den Verhörenden einfacher zu machen, Gefangene, die an Entzugssystemen leiden, zu brechen.
Der 30-Jährige berichtet dies, nachdem er vor zwei Monaten aus dem Land geflohen war und vor einer Versammlung in Paris heute, die gegen die Zunahme an Hinrichtungen im Iran protestiert.
Er wird von der 18-jährigen Paria Kohandel begleitet werden, deren Vater – ein politischer Gefangener – im Iran weiter hinter Gittern bleibt.
Im vergangenen Jahr verzeichnete das Land Human Rights Watch zufolge nach China die weltweit höchste Zahl an Hinrichtungen in der Welt und auch die höchste Zahl an hingerichteten jugendlichen Straftätern.
Und es bleibt eines der Länder, in denen am meisten Blogger, Journalisten und Aktivisten der Sozialen Medien inhaftiert sind.
Farzad wurde kurz vor den Unruhen von 2009 festgenommen, als Massendemonstrationen im gesamten Land ausbrachen, nachdem Mahmoud Ahmadinejad die Präsidentenwahlen unter kontroversen Umständen gewonnen hatte. Tausende Iraner demonstrierten in den Straßen Teherans und anderen Städten im Iran und warfen der Regierung vor, die Wahl gefälscht zu haben
Farzad, der in Jolfa im Nordwesten Irans geboren wurde, wurde zu einem politischen Aktivisten nachdem er einen illegalen Fernsehkanal der Volksmujahddin-Organisation des Iran angesehen hatte – eine Oppositionsbewegung, die sich für den Sturz der Islamischen Republik Iran einsetzt.
Er und andere wie er haben eine Oppositionszelle gegründet und Flugblätter verteilt, Transparente hochgehalten, an Demonstrationen teilgenommen und dabei geholfen, junge Menschen zu mobilisieren. Farzad hat regimekritische Graffiti an Wänden hinterlassen und Informationen für den Widerstand gesammelt – wobei er stets gewaltfrei protestierte.
Er wurde im Februar 2009 festgenommen und wegen Unterstützung der Volksmujaheddin-Organisation des Iran zu fünf Jahren Haft verurteilt – die Organisation war 2012 von den Vereinigten Staaten und 2009 von der EU von der Liste der Terrorgruppen gestrichen worden.
Die Festnahme erfolgte kurz vor den Unruhen des Jahres 2009, als Massendemonstrationen im gesamten Land ausbrachen, nachdem Mahmoud Ahmadinejad die Präsidentenwahlen gewonnen hatte – Wahlen, die nach Ansicht vieler gefälscht waren. Dies waren die größten Proteste, die das Land seit der Islamischen Revolution 1979 erlebt hat.
Farzad wurde zunächst in das Evin-Gefängnis gebracht – Irans berüchtigstes Gefängnis.
„Ich habe 10 Monate in Block 209 verbracht, der vom Geheimdienstministerium kontrolliert wird,“ erklärte er. „Das ist der gewalttätigste Block im ganzen Iran. Man hat mir gleich die Augen verbunden. Dann gingen die Verhöre los – von 8 Uhr früh bis 11 Uhr nachts oder bis Mitternacht. Wenn man etwas gesagt hat, was sie nicht hören wollten oder wenn man nicht gehorchte, finden sie an, dich zu prügeln. Sie schlugen sehr hart zu, so hart wie sie konnten. Um Mitternacht wurde man in die Einzelzelle gebracht. Am nächsten Tag ging es dann weiter.“
Es war einer der Verhörer von Farzad, der ihn darüber informierte, dass er zu fünf Jahren Haft verurteilt wurde. Seines Wissens nach gab es kein Gerichtsverfahren. Er wurde sechs Jahre lang in einer Einzelzelle von 1,5 m mal 2 m gefangen gehalten – aber immerhin erlaubte man ihm, dass er nach vier Jahren Haft Besuch von seinen Verwandten bekommen durfte.
„Als meine Mutter, mein Vater und meine Schwester mich besuchen kamen, fragten Sie mich: „Wo ist ist unser Sohn?” Sie haben mich nicht wiedererkannt, so schlimm hatten sie mich verprügelt.“
Farzans Verhöre gingen im Evin-Gefängnis (abgebildet) über drei oder vier Monate, wobei er sich aber nicht sicher ist, wie viel Zeit wirklich vergangen ist.
Es war einer der Verhörer von Farzad, der ihn darüber informierte, dass er zu fünf Jahren Haft verurteilt wurde. Seines Wissens nach gab es kein Gerichtsverfahren.
Farzad hat regimekritische Graffiti an Wänden hinterlassen und Informationen für den Widerstand gesammelt – wobei er stets gewaltfrei protestierte.
„Sie folterten einen mit Stöcken, mit denen sie elektrische Schläge verteilten und eine Menge Leute erhielten Verbrennungen auf ihrem Rücken durch Feuerzeuge. Einer wurde so schwer am Ohr geschlagen, dass er davon taub geworden ist. Ich habe selbst einige Probleme mit dem Hören wegen all der Schläge auf meine Ohren. Man hat keinen echten Arzt zu uns gelassen, um uns zu behandeln. Sie haben die Gefangenen zu Tode gefoltert und ihnen jede medizinische Versorgung verweigert.“
Zwei seiner Freunde, politische Gefangene, die an den Unruhen teilgenommen hatten, wurde zum Tod verurteilt. Die Männer sagten ihm, die Verhörer hätten ihnen die Fingernägel herausgerissen. Einem hatte man während eines Verhörs den Rücken gebrochen und er hat keine medizinische Behandlung bekommen, ein anderer wurde von einem Wächter vergewaltigt – was ihn dazu gebracht hatte, falsche Geständnisse zu machen, sagte er.
Farzans Verhöre dauerten drei oder vier Monate an, wobei er sich nicht mehr sicher ist, wie viel Zeit tatsächlich vergangen ist. Er wurde ständig zur Opposition verhört und man hatte von ihm frühzeitig gefordert, dass er sich öffentlich gegen sie aussprechen solle.
„Das Schlimmste im Gefängnis ist, dass sie dir die besten Freunde wegnehmen und sie hängen,” fügte er hinzu. „Man kann sich nicht vorstellen, wie es sich anfühlt, wenn man sich abends hinlegt und morgens wacht man auf und man sieht, dass der beste Freund gehängt wurde. Das waren Menschen, mit denen man so eng vertraut war und ihr einziges Verbrechen war es, dass sie an Demokratie glaubten oder dass sie im Camp Ashraf waren.“ Es war dort, wo Farzans Bruder und Schwester im April 2011 getötet wurden.
Irakische Sicherheitskräfte stürmten das Camp und es wird angenommen, dass 26 Personen dabei getötet wurden, eine Zahl, die von irakischen Vertretern bestritten wird.
„Sie waren vollkommen wehrlos und wurden von Panzern und schweren Waffen überrollt,” sagte er.
Damals war Farzad im Gohardasht-Gefängnis bei Teheran inhaftiert, wo zu den Mitgefangenen 13- und 14-Jährige gehörten die an „versehentlichen” Tötungen beteiligt waren und die darauf warteten, dass man sie hängen würde, sobald sie 18 wurden. Hier hatte er beobachtet, dass Drogen – Heroin, Crack und Crystal Meth – in das Gefängnis gebracht wurden.
„Das Geheimdienstministerium und die Wächter selbst haben bewusst Drogen gegeben, um die Gefangenen süchtig zu machen,“ sagte Farzad gegenüber MailOnline. „Wenn sie dann süchtig sind, kann man sie zu allem zwingen. Sie geben dann jeden Widerstand auf.“
„Wenn man mit 30 Gramm von dem Zeug auf der Straße erwischt wird, wird man zum Tod verurteilt. Hier aber bieten sie mir im Gefängnis selbst diese Drogen an, was ich abgelehnt habe.“
Obwohl er mit Schlägen bedroht wurde, setzte er seine Arbeit als Aktivist auch hinter Gittern bis zu seiner Freilassung fort. Als er gefragt wird, warum er das getan hat erklärt er: „Schweigen ist Verrat. Wäre ich verstummt, dann wäre das das Verabscheuungswürdigste, was ich hätte tun können.”
An dem Tag, an dem er im Februar 2014 freigelassen werden sollte, wartete Farzads Familie aufgeregt 10 Stunden lang vor dem Gefängnistor in eisiger Kälte. Er sagt, er sei aus Trotz noch zwei Tage länger in Haft gehalten worden.
Es wird angenommen, dass noch immer Hunderte von politischen Gefangenen in den Gefängnissen des Landes festgehalten werden. Einem Bericht zufolge, den das Menschenrechts-Dokumentationszentrum Anfang des Jahres vorgelegt hat, werden Belege genannt, dass Gefangene an extremer Überfüllung der Gefängnisse, schlechten hygienischen Verhältnissen und schlechter Wasserqualität, ungeeigneten medizinischen Einrichtungen, Gewalt gegen politische Gefangene und chronischen Misshandlungen von Insassen durch die Machthaber leiden.
Farzad wurde es nicht erlaubt, den Iran zu verlassen, aber er floh heimlich aus dem Land und kam im August diesen Jahres nach Europa – viele seiner Verwandten bleiben im Iran und er redet nicht gerne über sie aus Angst, sie könnten Repressalien erleiden. repercussions.
„Manchmal wache ich mitten in der Nacht auf aus Angst, ich werde verhaftet,” sagte er. „Ich weiß, dass das nicht real ist, aber das Gefühl kommt immer wieder zurück.”
Parias Vater ist ein bekannter politischer Gefangener, Saleh Kohandel, der erstmals inhaftiert wurde als sie gerade erst vier Jahre alt war.
Die vier Jahre alte Paria Kohandel mit ihrem Vater Sahel. „In 10 Jahren konnte ich meinen Vater nur drei Mal umarmen und seine Hand halten,“ sagte sie gegenüebr MailOnline.
„Ich weiß, dass diese Erinnerungen und Gefühle nicht weggehen werden. Sie werden erst verschwinden, wenn das Regime gestürzt sein wird.“ Farzad sagte, dass er mit den Medien rede, um eine Stimme für die Menschen zu sein, die keine eigene Stimme haben – für die, die gestorben sind und andere, die vom Regime unterdrückt werden.
Auch Paria liegt sehr daran, zu reden, auch sie ist aus dem Iran geflohen und sprach an der Seite von Farzad gestern per Videokonferenz mit MailOnline.
Sie ist eine Aktivistin, die in Teheran geboren wurde und ihr Vater ist ein bekannter politischer Gefangener, Saleh Kohandel, der erstmals verhaftet wurde, als sie gerade vier Jahre alt war. Gegenwärtig verbüßt er eine 10-jährige Haftstrafe im Gohardasht-Gefängnis, weil er sich gegen das Regime ausgesprochen hat und sie besuchte ihn in der Haft.
Saleh wurde zunächst für fünf Monate inhaftiert und ein zweites Mal als sie sechs Jahre alt war. Sie sagt, dass, als sie gerade neun Jahre alt war, die Revolutionären Garden in ihr Haus eingebrochen seien und ihr eine Waffe an den Kopf gehalten haben, bevor sie ihren Vater ein letztes Mal gefangennahmen.
Sein Prozess vor Gericht dauerte nur wenige Minuten, aber wegen der Medienbeteiligung, darunter Interviews mit seiner Ehefrau – Parias Mutter – sei er nicht hingerichtet wurden, sagte sie.
Im Jahr 2008 zogen Parias Mutter und ihre ältere Schwester nach Ashraf, kurz bevor ihr Onkel und ihre Tante dort getötet wurden. „Von der Zeit als ich 12 war bis heute habe ich meinen Vater im Gefängnis alleine besucht,“ sagte Paria. „Das war schwer für mich, weil mich niemand begleitet hat. Ich sah, wie Kinder ihre Väter und Mütter besuchten und die weinten, weil sie sie nur einmal in fünf oder sechs Jahren sehen konten. Ich war eins von ihnen.
In 10 Jahren konnte ich meinen Vater nur drei Mal umarmen und seine Hand halten.“
Raria beschrieb die Haftbedingungen so: “Es war überfüllt. Mein Vater schrieb in einem Brief, dass er in manchen Nächten in der Toilette schlief.”
Paria selbst war als Mädchen an den Unruihen von 2009 beteiligt und hatte ihre Klassenkameradinnen ermuntert, an den Demonstrationen teilzunehmen.
Als sie gefragt wird, ob sie Angst hatte, als sie aus dem Iran floh, sagte sie: „Ja, aber mir macht nichts mehr Angst als dieses Regime. Ich habe gesehen, was mit meinem Vater und mit anderen Menschen geschehen ist.“ Sie hat Angst, dass ihr Vater hingerichtet wird oder hinter Gittern stirbt.
Der Internationalen Kampagne für Menschenrechte im Iran zufolge sind seit der Wahl von 2009 mindestens 6.000 Menschen verhaftet worden, weil sie „friedlich für ihre Ansichten protestiert haben, für Reformen eingetreten sind oder mit Personen Kontakt hatten, die solche Ansichten haben.”
Sie erklärt, dass Folter routinemäßig, systematisch und weit verbreitet angewandt wird und dass lange Einzelhaft und Isolationshaft und die Verweigerung des Zugangs zu Anwälten mit zum Problem beitragen.
Die Organisation sagt, dass die Hinrichtungsserie seit 2009 intensiviert wurde und erklärt, dass Frauen sich rechtlichen Diskriminierungen ausgesetzt sehen, darunter die Pficht, ihrem Ehemann zu gehorchen, Reisebeschränkungen und Beschränkungen beim Recht auf Arbeit.
Frauen können bestraft werden, wenn sie gegen die islamischen Kleidungsregeln verstoßen und den obligatorischen Hijab in der Öffentlichkeit nicht entsprechend den Vorschriften tragen.
Paria erklärte: „Im Iran ist der aufgezwungene Hijab das größte Problem für die Frauen.”
Sie sagt, sie hat gesehen, wie eine Freundin verprügelt wurde, weil sie ihren Schleier nicht ordnungsgemäß getragen hatte.
Die Internationale Kampagne für Menschenrechte im Iran äußert außerdem ihre Sorgeüber u.a. ethnische und religiöse Diskriminierung, religiöse Freiheit, die Freiheit der Me8nungsäußerung und das Recht auf Bildung.
Farzad und Paria werden an der Versammlung gegen die Todesstrafe teilnehmen, die heute um 14.30 Uhr im Palais Brongniart begangen wird. Pumla Makaziwe, die Tochter von Nelson Mandela, wird unter den Teilnehmern sein.